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Robustes Lieferantenmanagement als Voraussetzung für systematische Material Compliance

04.06.2020 | Lesedauer:

Hersteller komplexer Erzeugnisse finden sich heute oftmals inmitten einer verzweigten und komplexen Lieferkette wieder. In diesen oft schwer durchschaubaren Strukturen stellt die verlässliche Weitergabe technischer Informationen eine Herausforderung dar, die mit zunehmendem regulatorischem Druck noch weiter an Bedeutung gewinnt. Insbesondere Informationen zu den enthaltenen Substanzen und den damit verbundenen Sicherheitsrisiken für Umwelt und Gesundheit haben rechtliche Relevanz und unterliegen einer besonderen Sorgfaltspflicht.

Die Deklarationsverpflichtung wirkt vorwärts und rückwärts in der Lieferkette

Für ein auf Material Compliance eingestelltes Lieferantenmanagement bedeutet dies, dass die Deklaration von Substanzen bereits bei der Auswahl und Qualifizierung der Zulieferer beachtet werden muss.

Dieser Anforderung steht in vielen Fällen die Marktmacht der Lieferanten gegenüber. Die Mindestanforderungen der Substanzdeklaration werden gerade innerhalb der EU zwar zumeist erfüllt, das Format liegt jedoch häufig im Ermessen des Lieferanten. Die Folge sind ein hoher Pflegeaufwand für den weiterverarbeitenden Hersteller und ein Risiko für die Qualität dessen eigener Deklaration. Kollaboratives Denken und Verständnis für die unterschiedlichen Positionen sind erforderlich, um diese Herausforderung konstruktiv zu lösen. Industrieübergreifende Plattformen für den Austausch von Substanzinformationen zwischen den Stakeholdern einer Lieferkette können hier eine Lösung sein.

Besonders innerhalb der EU wachsen sowohl das gesellschaftliche Bewusstsein für Umweltschutz als auch die gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich EH&S. Bei Zulieferern aus Nicht-EU-Ländern stoßen diese Regularien mitunter auf Unverständnis. Dies bedeutet für Hersteller innerhalb der EU eine weitere Herausforderung für die eigenen Deklarationsverpflichtungen. Um umfassende, mit hohem Aufwand verbundene Laboranalysen der Zukaufteile auf ein Minimum zu reduzieren, ist auch mit den außereuropäischen Zulieferern ein Datenaustausch hinsichtlich der enthaltenen Substanzen erforderlich – dieser erfordert jedoch die Akzeptanz seitens des Zulieferers und geht ggf. mit höheren Preisen für die Kaufteile einher.

Die Regularien zur Substitution von gesundheits- und umweltschädlichen Substanzen werden seitens der ECHA kontinuierlich verschärft. So ändert sich die Anzahl der Stoffe auf der REACH-Kandidatenliste halbjährlich. Dies hat zur Folge, dass Substanzen, die heute bedenkenlos eingesetzt werden können, morgen bereits zu den SVHC gehören und ausgewiesen werden müssen [1]. Um auf diese beweglichen Anforderungen schnell und mit vertretbarem Aufwand reagieren zu können, ist ein technologiebasierter Informationsaustausch mit den Lieferanten kaum noch zu umgehen.

 

Fazit

Um in komplexen und global verzweigten Lieferketten Substanzinformationen effizient und nachhaltig zu übermitteln, sind die folgenden Erfolgsfaktoren zu bedenken:

  • Berücksichtigung der Deklarationsfähigkeit- und Willigkeit von Zulieferern bereits bei der Lieferantenauswahl
  • Bewusstsein von Nicht-EU-Lieferanten hinsichtlich der EU-Anforderungen und Akzeptanz der damit verbundenen Deklarationserfordernisse
  • Nutzung einheitlicher Austauschplattformen zur Weitergabe von Substanzinformationen in der Lieferkette
  • Transparenz in der eigenen Lieferkette und Verankerung von Material Compliance in den Einkaufsprozessen
  • Definierte Eskalationsprozesse im Lieferantenmanagement

Die Analyse Ihrer bestehenden Lieferkette und die priorisierte, schrittweise Qualifizierung hin zu einem für Material Compliance befähigten Lieferantenmanagement ist ein erster Schritt, auf dem wir Sie gerne und kompetent begleiten.

1) https://echa.europa.eu/en/assess-compare-and-select-substitution

Thomas Jäckel
PLM | Process Management

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